Griechisch lebt –

in unserer Schrift

Wer meinte, die Griechen hätten die Schrift erfunden, der irrt. Alles stammt nun denn doch nicht von den Griechen.

Nachdem mit dem Untergang der mykenischen Kultur auch deren Schrift (Linear B) nicht mehr in Gebrauch war, "lernten" die Griechen vermutlich im 9. Jahrhundert v. Chr. vielleicht auf den Inseln in der Ägäis wieder das Schreiben. Das Vorbild lieferte das phönizische "Alphabet". Die Phönizier schrieben nur Konsonanten und bezeichneten sie jeweils nach einem anlautenden Konsonanten eines einprägsamen Wortes: z.B. aleph - Ochse, beth - Haus, gimel - Kamel(höcker) usw. Vokale schrieben sie keine, wie dies bei semitischen Sprachen üblich ist (vgl. Hebräisch oder Aramäisch).

Für die griechische Sprache sind Vokale unabdingbar, daneben gibt es einige Laute, die die Phönizier nicht kannten und deshalb nicht als Zeichen in ihrer Schrift geschrieben hatten. So übernahmen und veränderten die Griechen die phönizischen Zeichen und machten daraus ihr "Alphabet".

Über die Griechen, die in Süditalien gelebt haben, gelangte die Kenntnis der Schrift auch zu den Römern, so dass die griechischen Buchstaben auch die Vorlage für die lateinische Schrift lieferte. Dies erkennt man v.a. durch die Ähnlichkeit der Großbuchstaben, denn in der Zeit der klassischen Antike schrieben sowohl Griechen wie Römer nur in Großbuchstaben (Majuskeln). Die Entwicklung zu den Kleinbuchstaben (Minuskeln) vollzog sich erst im frühen Mittelalter. Da sind "Lateiner" und Griechen verschiedene Wege gegangen.

Übrigens nicht nur für die lateinische Schrift war das griechische Alphabet das Vorbild, sondern auch für die kyrillische Schrift mancher slawischer Sprachen, wie z.B. für das Russische, das Bulgarische oder für die Schrift der Serben. Die Entstehung dieser Schrift ging mit der Verbreitung des christlichen Glaubens unter diesen Völkern einher und ist eng mit den beiden Brüdern Kyrillos und Methodios verbunden, die im 9. Jahrhundert n. Chr. von Griechenland aus in diesen Völker missionierten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Quelle: Organon. Griechische Grammatik, hrg. von E. Happ u.a., S. XV.

 

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