Descartes, René (1596-1650)

latinisiert Renatus Cartesius
- französischer Philosoph,
Naturwissenschaftler und Mathematiker
- Begründer der neuzeitlichen
Philosophie, namentlich des Rationalismus
- 31. März 1596 Geburt als Sohn
eines niederen Adligen in La Haye (heute La Haye-Descartes) in der Touraine
- 1604 - 1612 Besuch der Jesuitenschule
in La Flèche (Anjou)
- Unterweisung in moderner Mathematik,
in Scholastik sowie in Naturwissenschaften (so waren ihm z. B. Gallileo Galileis
optischen Entdeckungen früh bekannt)
- Jurastudium an der Universität von
Poitiers
- 1616 Abschluss seines Studiums
<-> aber: nie Beruf im Rechtsbereich
- 1618 Eintritt in den Dienst des
Prinzen Maurice von Nassau, des damaligen Statthalters der Vereinigten Provinzen der
Niederlande, um eine militärische Laufbahn einzuschlagen
- Dienst in unterschiedlichen Armeen,
Teilnahme am Dreißigjährigen Krieg
- lebenslange Beschäftigung mit
Problemen der Mathematik und der Philosophie
- 1623 - 1625 Reise nach Italien und
zwischen 1625 und 1629 Aufenthalt in Frankreich (Mitglied einer sich dort formierenden
Forschergruppe)
- Philosophiestudium und Experimente im
Bereich der Optik
- 1629 Umzug in die republikanischen
Niederlande
-> Hoffnung auf mehr Gedankenfreiheit als im
royalistischen Frankreich
- Werk Le Monde (Die Welt)
- 'Discours de la méthode'
(Abhandlungen über die Methode)
-> 1637 zunächst anonyme Veröffentlichung nur relativ
ungefährlicher Teile (mit drei Anhängen über die Geometrie, die Meteorologie und die
Dioptrik) - Rest postum veröffentlicht
-> Angst auf Grund der Verurteilung Galileis wegen dessen
Äußerungen zu einer naturwissenschaftlich begründeten Neuinterpretation der
christlichen Überlieferung und der damit verbundenen Infragestellung des ptolomäischen
Weltbildes
-> bekanntestes Werk
- weitere philosophische Werke wie
Meditationes de Prima Philosophia (1631; Meditationen über die Erste Philosophie,
überarbeitet 1641) und Principia Philosophiae (1644; Die Prinzipien der Philosophie)
- Konflikt mit kirchlichen Kreisen in
den Niederlanden, vor allem aufgrund seines Gottesbegriffs
-> Descartes Schriften kamen 1663, 13 Jahre nach
seinem Tod, auf den Index librorum prohibitorum der katholischen Kirche
-> 1649 Einladung durch Königin Christine von Schweden
nach Stockholm, um ihr Philosophieunterricht zu erteilen
- 11. Februar 1650 Tod in Stockholm
an Lungenentzündung
Philosophie:
- Descartes Philosophie, die auch
Cartesianismus genannt wird, ersetzt die Theorien der meisten früheren Philosophen durch
ein System von mechanischen Erklärungen der physikalischen Phänomene
- Versuch, die rationalistischen und
induktiven Methoden der Wissenschaft, insbesondere jene der Mathematik, auf die
Philosophie zu übertragen
Philosophie vor
Descartes Zeit |
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Descartes |
beherrscht von den
Methoden der Scholastik, die sich ganz auf den Vergleich und die Gegenüberstellung von
Lehrmeinungen stützten |
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Auf unserer
Suche nach dem unmittelbaren Weg zur Wahrheit sollten wir uns nicht mit Dingen abgeben,
über die wir keine mit den Beweisen der Arithmetik und Geometrie vergleichbare Gewissheit
erlangen können. |
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Beschluss, nichts für wahr anzuerkennen, ohne die Gründe
herausgefunden zu haben, die dazu veranlassen, etwas als wahr anzusehen |
einzig sichere
Tatsache wird in Descartes berühmt gewordenen Ausspruch ausgedrückt: Cogito,
ergo sum, (Indem ich denke (zweifle), bin ich) - nur der Akt des
Denkens beweist die eigene Existenz Gott hat
der kartesianischen Philosophie zufolge zwei Arten von Substanzen geschaffen, aus denen
die gesamte Realität besteht |
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die denkende
Substanz (Res cogitans) |
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die
ausgedehnte Substanz (Res extensa) |
Wissenschaft:
- Erklärung der Entstehung des
Sonnensystems aus Materiewirbeln, eine Theorie, die gleichzeitig eine Erklärung der
Planetenbewegung enthält und erst im 18. Jahrhundert von der Gravitationstheorie
Newtons abgelöst wurde
- Auf dem Gebiet der Physiologie: Idee
von den Lebensgeistern (spiritus animales), worunter er ein feines Fluidum verstand, das
Teil des Blutes ist - Seiner Ansicht nach kamen die Lebensgeister mit der denkenden
Substanz im Gehirn in Berührung und flossen dann in den Nervenbahnen zu den Muskeln und
anderen Körperteilen, um diese zu beseelen
- Untersuchungen zur Optik:
eigenständige Entdeckung des Brechungsgesetzes, welches
besagt, dass der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel sei - In seinem Essay über
die Optik wurde dieses Gesetz zum ersten Mal publiziert
-> Descartes Betrachtungen über das Licht als eine
Art Druck in einem festen Medium ebneten den Weg für die Theorie der Lichtwelle
Systematisierung der analytischen Geometrie -
erster Mathematiker, der eine Klassifizierung der Kurven nach den sie erzeugenden
Gleichungstypen vornahm - Descartes war auch der Erste, der die letzten Buchstaben des
Alphabets für die Bezeichnung der unbekannten Größen und die ersten Buchstaben für die
bekannten verwendete - Darüber hinaus formulierte er das so genannte kartesische Gesetz
der Zeichen, zur Auffindung der positiven und negativen Werte einer algebraischen
Gleichung
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